Max Piehler, der Gründer der gleichnamigen Fleischerei, entstammte einem Bauernhof aus Teichwolframsdorf. Wie damals üblich, blieb der Jüngste auf dem elterlichen Hof, während die älteren Geschwister einen Beruf erlernen mußten. Max Piehler, eines der älteren Kinder, erlernte bei Erdmann Oehler in Werdau, Plauensche Straße gegen Bezahlung eines Lehrgeldes das Fleischerhandwerk.
Am 31. März 1914 legte er vor der Kommission für Abnahme der Meisterprüfung im Bezirk der Königlichen Kreishauptstadt Zwickau die Meisterprüfung ab. Aber bereits 1911, also drei Jahre zuvor, eröffnete er in der Reichenbacher Straße 49 (heute August-Bebel-Straße 49 in Werdau, ehemals Sporthupfer) einen Fleischerladen. Im gleichen Jahr erwirbt er das Grundstück in der Brüderstraße 1 und verlegt sein Fleischereigeschäft dorthin, also an den heutigen Standort.
Während des 1. Weltkrieges wurde auch Max Piehler eingezogen, und seine Frau Liesbeth führte das Geschäft in dieser Zeit weiter.
Die Zeit der Inflation und die damit verbundene ständige Geldentwertung bedingte die vorübergehende Schließung des Geschäftes. In den 20er Jahren wurde die Fassade grundlegend umgestaltet und im Jahr 2000 wieder erneuert.
Im Jahr 2000 erstrahlt die Fleischerei Piehler in Werdau in neuem Glanz. Nach Modernisierungsarbeiten präsentiert sich das Familienunternehmen in einem frischen, zeitgemäßen Ambiente. Die Neueröffnung markiert einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Betriebs, der sich auch zukünftig auf Qualität und Kundenzufriedenheit konzentrieren wird.
Bis Mitte der 30er Jahre zeigt das Bild den Transmissionsantrieb in der Fleischerei und unter welchen schweren Bedingungen damals gearbeitet werden mußte.
Aus der Ehe von Max Piehler entstammen drei Kinder, von denen Hermann Piehler im Jahre 1949 das elterliche Geschäft übernahm. Die Schwierigkeiten nach dem Krieg waren gleichermaßen ähnlich wie in anderen Fleischereien. Zuerst gab es Fleisch nur auf Lebensmittelmarken, dann war es kontingentiert, Fachkräfte waren Mangelware, Maschinen und Ersatzteile nur sehr schwer zu beschaffen.
Die Kunden wurden auf eine harte Bewährungsprobe gestellt, standen stundenlang in der Schlange, um etwas zu bekommen und stellten sich bereits gegen 6.00 Uhr morgens vor dem Geschäft an, um möglichst Erfolg zu haben.
Im Jahr 1936 stellte Gerhard Piehler, angehender Fleischermeister, seinen Prüfungsbullen zur Meisterprüfung vor. Dieses historische Ereignis markierte den Beginn der langjährigen Familientradition der Fleischerei Piehler in Werdau. Gerhard Piehler (links im Bild) legte damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das bis heute für höchste Handwerkskunst steht.
Der Sohn von Hermann Piehler, Friedrich Piehler, absolvierte von 1973 bis 1977 an der Humboldt-Universität zu Berlin ein Hochschulstudium der Fleischertechnologie mit dem Abschluß als Diplom-Ingenieur.
Als es 1977 in der damaligen DDR zu einem Handwerksförderungsprogramm für das dienstleistende Gewerbe kam, entschloss sich Friedrich Piehler, in das elterliche Geschäft einzusteigen.
1983 übernahm er mit Ehefrau Sabine das elterliche Geschäft in der dritten Generation.
Während der Vater, Hermann Piehler, seine langjährigen Erfahrungen einbrachte, sorgte der neue Firmenchef als Fleischtechnologe mit Diplom für neue Ideen und Technologien, die er nach der Wende in den Betrieb einbringen konnte.
Bereits 1991 wird der 40 qm große Verkaufsraum kundenfreundlich umgestaltet und strahlt heute trotz der Modernisierung sympathische Nostalgie aus. Das Feeling, das der Meister für Qualitätswurst hat, beweist Ehefrau Sabine bei Feinkostsalaten nach hauseigener Rezeptur und beim Platten- und Partyservice. Ihre Super-Platten mit ideenreicher Garnitur und appetitlichen Gemüseschnitzereien kommen sehr gut an und sorgen ohne besonderte Werbung für eine verkaufsfördernde Mundpropaganda. Wie andere Fleischereien müssen auch Piehlers mit der Supermarktkonkurrenz und Kunden leben, die zunehmend am Essen sparen. Statt auf Filialen konzentrieren sie sich ganz auf ihr Stammgeschäft und ein Verkaufsfahrzeug, auf Hausspezialitäten in bester Qualität und auf eine solide Fachberatung.
Für Würste und Schinken, die vor allem die Stammkunden schätzen, sorgt der Firmenchef mit drei Gesellen. Die alte Werkstatt behielt zwar ihren angestammten Platz, wurde jedoch nach der Wende auf modernsten Stand gebracht. Hier zieht Friedrich Piehler alle Register seines Könnens, behielt aber trotz moderner Technik die überlieferten Rezepturen des Großvaters bei. Sie sind Grundlage für die nahezu 100%ige Eigenproduktion. Besondere Stärke des Firmenchefs sind Rohwürste, frisch und gereift. Wie die besondere feine Note der Spitzenprodukte zustande kommt, ist kein Geheimnis. In gemauerten Kammern von anno dazumal räuchern 1a Salamis ganz sachte über glimmenden Buchenholzspänen, reifen dann etwa vier Wochen ohne Eile bei optimalem Klima und erreichen auf diese Weise ihren unverwechselbaren Geschmack. Auf die rar gewordene Technik ist Herr Piehler besonders stolz, genauso wie auf das charakteristische Familienwappen, das auch den Firmenausleger und Würste ziert.
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